#barrierefreiPosten

10.11.2021 • aktualisiert am 15.07.2024

Über die Initiative zugunsten barrierefreier Postings in sozialen Medien
Christiane Steiner von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs stellt die Initiative #barrierefreiPosten aus Deutschland in einem Blog-Beitrag auf hilfsgemeinschaft.at vor. Wir fassen die wichtigsten Punkte aus dem Gespräch mit dem Mit-Initiator Heiko Kunert heraus, um diese Initiative zu unterstützen, und fokussieren insbesondere, wie mit einfachen Mitteln barrierefrei gepostet werden kann.

Web Accessibility in sozialen Medien: Alle profitieren…


Wie Websites zielen auch Postings in sozialen Medien auf eine hohe Reichweite ab. Das steht wohl gerade für Unternehmens-Accounts außer Frage (z.B. auf Instagram, Facebook, Xing, LinkedIn etc.).

Im Blog-Eintrag der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs wird klar: Barrierefrei gepostete Inhalte in sozialen Medien tragen dem Anspruch einer hohen Reichweite Rechnung und tragen dazu bei, dass Social Media von allen Menschen besser wahrgenommen werden kann. Für Deutschland attestiert Heiko Kunert, dass knapp 10% der Bevölkerung schwerbehindert ist, was die Zugänglichkeit der Webinhalte, v.a. auch in sozialen Medien, notwendig macht:

»Wenn man bedenkt, dass knapp 10% der hiesigen Bevölkerung schwerbehindert sind, dann zeigt das auch, dass Barrierefreiheit kein Nischen-Thema ist.«
Heiko Kunert im Gespräch mit Christiane Steiner
hilfsgemeinschaft.at

Von den Maßnahmen zur Web Accessibility / Barrierefreiheit profitieren alle Menschen, nicht nur eingeschränkte Personen. Das wird klarer, wenn man sich folgende Situationen vor Augen hält:

Wenn Videos untertitelt werden, macht das in jedem Fall Sinn: Wer ohne Kopfhörer in der Öffentlichkeit unterwegs ist, kann in dieser Situation Videos sinnvoll nur mit Untertitel konsumieren. Für eine einfache Sprache spricht das Argument: Wer Deutsch als Fremdsprache erlernt, versteht einfach formulierte Texte viel schneller und besser. Und in den sozialen Medien ist ein schnell erfassbarer Inhalt bekanntermaßen sehr viel Wert...

Vollständige Barrierefreiheit in den sozialen Medien - ist das möglich?

Im Blog-Eintrag von Christiane Steiner wird dargelegt, was eine vollständige Barrierefreiheit in sozialen Medien bedeuten würde: Ein vollständiger und 100% barrierefreier Post bräuchte demnach
  • Video- Untertitel,
  • eine Audio-Description (verbale Beschreibung des im Video Geschehenen) sowie
  • ein Gebärdensprache-Video,
  • Bild-Untertitel und
  • Bildbeschreibungen,
  • einfach und leicht verständliche Texte mit achtsamer Wortwahl (sodass sich niemand gekränkt fühlt) und
  • Texte, die nicht zuletzt technisch «Screenreader-tauglich« sind.
Der Experte Heiko Kunert gibt aber auch zu bedenken, dass dies für Personen, die Social Media hauptsächlich zum privaten Austausch nutzen, wohl eher kaum zumutbar sei.

Von Unternehmen und öffentlichen Institutionen könne aber wohl viel mehr Engagement in diese Richtung erwartet werden.

Wie also können Unternehmen im Rahmen ihrer Ressourcen Postings erstellen - und dabei der Barrierefreiheit gerechter werden als bisher?

4 To-do's für mehr Barrierefreiheit beim Posten

In Anlehnung an den Blog-Beitrag von Christiane Steiner möchten wir hier 4 To-do′s zusammenfassen, wie Sie barrierefreier posten können:
  • Verwenden Sie Alternativtexte bei Bildern: Denken Sie an blinde Personen und beschreiben Sie mit Wörtern, was auf den geposteten Bildern zu sehen ist. Auf Instagram und Facebook finden Sie die Funktion eines »Alternativtexts«; die Beschreibung mithilfe eines Satzes pro Bild reicht.
  • Simpel, aber effektiv: Wenn Sie alle Wörter in Hashtags mit Großbuchstaben beginnen, liest der Screenreader diese deutlicher vor. Beispielsweise: #WirWollenBarrierefreiPosten anstatt #wirwollenbarrierefreiposten
  • Einfache Sprache: Verwenden Sie besser 2 einfache Sätze anstatt eines langen komplizierten Satzes. Für den Texter ist es oftmals schwieriger, in kurzen Sätzen zu schreiben, aber hinsichtlich Barrierefreiheit wird sich die Mühe auszahlen.
  • Gehen Sie wachsam mit Wörtern um: Eine achtsame Wortwahl und das »Gendern« erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich niemand durch Ihr Posting gekränkt fühlt.

Achtsame Wortwahl: 2 Beispiele zu Do’s und Don’ts

Auf der Plattform zur Initiative #BarrierefreiPosten finden sich übrigens sehr interessante Links, in denen es um die Frage geht, welche Wörter und Begriffe verwendet werden sollten - und welche eher vermieden -, um niemanden zu beleidigen oder zu kränken.

Beide Beispiele aus der Liste der leidmedien.de machen deutlich, dass es darum geht, den behinderten Menschen auch in Wort und Bild stets auf Augenhöhe zu begegnen: 1) Achten Sie darauf, dass Sie »blinde Person« statt »Blinde/r« schreiben (letzteres reduziert den Mensch auf seine Behinderung) und 2) »das Leben mit der Behinderung ‘meistern’« sollten Sie als Formulierung besser ersetzen durch »mit der Behinderung leben«.

Quellen, Referenzen und zum Weiterlesen perfekt

Mit unserem inhaltlichen Schwerpunkt auf Barrierefreiheit / Web Accessibility finden wir die Initiative #barrierefreiPosten sehr gut und unterstützenswert, weshalb wir bei unseren Postings auch darauf achten werden, diese weitestgehend barrierefrei zu erstellen.
Frau in schwarzem Blazer und beiger Bluse blickt in die Kamera.
Über die Autorin · Theresa Memelauer
Die Medientechnikerin (FH) und Frontend-Entwicklerin Theresa ist seit 2010 in der Agentur. Als »Certified WebAccessibility Expertin« beschäftigt sie sich damit, wie Websites bestmöglich nutzerfreundlich (User-Interface-Design) und im Sinne der Barrierefreiheit im Internet für alle zugänglich werden. Sie setzt Webprojekte mit dem hauseigenen CMS EDWIN gemäß den aktuellen Richtlinien nach WCAG um.

Theresa kennenlernen
Dunkelhaarige Frau lächelt in die Kamera
Über die Autorin · Elisabeth Hammerschmid
Mit ihrem Studium an der AMU Wieselburg zum Thema Marketing-Forschung hat sie vielfältige Ausbildungsinhalte erworben und bildet sich seither intensiv in Sachen Content Marketing weiter. Als Agentur-Projektmanagerin (seit 2015) kann sie ihre vielfältigen Interessen und Liebe zur Abwechslung bei Kundenprojekten und in der Agentur-Kommunikation verwirklichen.

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