Alles rund um WCAG 2.2

08.08.2024 • aktualisiert am 29.08.2024 Lesedauer: ca. 3 Minuten

Sie haben sich schon immer gefragt was eigentlich WCAG und A, AA bzw. AAA ist?

In diesem Beitrag lernen Sie die WCAG kennen und erfahren, wie wichtig sie für die barrierefreie Gestaltung von Webseiten sind. Der Beitrag erklärt die zugrunde liegenden Prinzipien der WCAG und beschreibt die verschiedenen Konformitätsstufen (A, AA, AAA). Darüber hinaus wird ein Überblick über die neuen Kriterien gegeben, die mit der WCAG-Version 2.2 eingeführt wurden, und erklärt, wie diese die Zugänglichkeit von Webinhalten weiter verbessern.

Quicklinks

Was bedeutet WCAG?

WCAG steht für „Web Content Accessibility Guidelines“ – also die Barrierefreiheitsrichtlinien für Webinhalte. Diese wurden vom World Wide Web Consortium („W3C“) erstellt und sollen sicherstellen, dass Webseiten für alle Menschen, einschließlich Menschen mit besonderen Bedürfnissen, zugänglich sind. Die Richtlinien konzentrieren sich auf 4 Prinzipien:

  • Wahrnehmbar: Inhalte müssen den Benutzer:innen so präsentiert werden, dass sie die Informationen wahrnehmen können.
  • Bedienbar: Die Benutzeroberfläche und die Navigation müssen bedienbar sein.
  • Verständlich: Informationen und die Bedienung der Benutzeroberfläche müssen verständlich sein.
  • Robust: Inhalte müssen robust genug sein, um von einer Vielzahl von Benutzeragenten, einschließlich assistiver Technologien, interpretiert zu werden.

Mehr Details zu den Prinzipien finden Sie unter: Barrierefreie Webseiten: Die 4 Prinzipien der WCAG

Unterschied A, AA, AAA

Stufe A

Die Stufe A erfüllt die grundlegenden Anforderungen der Barrierefreiheit von Webauftritten. Unter anderem zählen hierzu ausreichend Kontraste. Wenn Ihre Webseite diesen Standard nicht erfüllt, weist sie wahrscheinlich Barrieren auf, die behoben werden müssen.

Stufe AA

Diese Stufe der Zugänglichkeit ist die wünschenswerteste, da sie eine höhere Konformität als Stufe A bietet. Sie gilt als guter Standard für die Online-Zugänglichkeit. Um eine Webseite rechtlich zugänglich zu machen, müssen in der Regel die WCAG AA-Standards erfüllt werden.

Stufe AAA 

Diese Stufe umfasst strengere und umfassendere Benchmarks. WCAG AAA ist der höchste Standard für digitale Barrierefreiheit und das ultimative Ziel. Allerdings sollte diese Stufe nicht als erforderlich angesehen werden, da einige Inhalte die AAA-Anforderungen möglicherweise nicht erfüllen können.

Was verändert sich bei WCAG 2.2?

Die WCAG 2.2 wurden 2023 veröffentlicht und erweiterten die WCAG um 9 neue Kriterien:

Grundlegende Barrierefreiheit

  • Konsistente Hilfe: Hilfefunktionen müssen seitenweit gleich aussehen, am gleichen Ort platziert sein, gleich funktionieren sowie leicht auffindbar sein
  • Redundante Eingabe: Gleiche Informationen dürfen nicht mehr als einmal eingegeben werden müssen

Erweiterte Barrierefreiheit

  • Fokus nicht verdeckt: Overlays dürfen fokussierte Inhalte nicht überlagern; Wenn interaktive Elemente den Fokus erhalten, ist es wichtig, dass der Fokus sichtbar ist, damit Nutzer:innen erkennen, wo sie sich gerade befinden.
  • Ziehende Bewegungen: Drag and Drop-Funktionalität muss auch durch einzelne Klicks möglich sein
  • Zielgröße (Minimum): Die Größe des Ziels für Zeigereingaben beträgt mindestens 24 mal 24 CSS-Pixel
  • Barrierefreie Authentifizierung: Für die Anmeldung zu Websites müssen kognitive Funktionstests vermieden werden, wie beispielsweise der altbekannte „Ich bin kein Roboter“-Test mit den markieren jeweiliger Felder oder dem Herauslesen eines Buchstaben-Salates.

Umfassende Barrierefreiheit

  • Fokus nicht verdeckt (erweitert): Wie bei „Fokus nicht verdeckt“ geht es hier um die Sichtbarkeit von Fokus-Hervorhebungen. Im Unterschied dazu darf die Fokus-Hervorhebung hier aber überhaupt nicht verdeckt sein.
  • Erscheinungsbild des Fokus: Bei diesem Kriterium geht es darum, dass die Fokus-Hervorhebung deutlich erkennbar ist. Dazu legt das Kriterium fest, wie die Hervorhebung aussehen soll.
    Eine durchgezogene Linie außerhalb des Elements muss mindestens 2px breit sein und einen Kontrast von 3:1 zur Umgebung und zum nicht fokussierten Status haben. Ist die Hervorhebung innerhalb des Elements, muss die Linie mindestens 3px breit sein.
    Es können auch andere Formen als Linien verwendet werden. In diesem Fall wird die minimal notwendige Fläche aus der minimalen Linienstärke und der Größe des Elements berechnet.
  • Barrierefreie Authentifizierung (erweitert): Logins sollen so einfach wie möglich sein. Ein Login sollte nicht nur aus einem kognitiven Test bestehen. D.h. Es muss zumindest eine Alternative geben, bei der kein Passwort gemerkt, Einmalpasswort abgeschrieben oder eine Aufgabe gelöst werden muss.
    Wenn Passwörter oder Ähnliches ausgefüllt werden müssen, ist es wichtig, dass Passwörter kopiert und eingefügt werden können. Felder dürfen also nicht fürs Einfügen gesperrt sein.
Ein Computerbildschirm zeigt verschiedene Arten von CAPTCHA-Prüfungen zur Authentifizierung. Beispiele nicht barrierefreie Authentifizierung - mit KI generiert

Zusammenfassung

Die WCAG sind Richtlinien zur Barrierefreiheit von Webinhalten, die sicherstellen sollen, dass Webseiten für alle Menschen zugänglich sind. Sie basieren auf den vier Prinzipien Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit. Die WCAG umfasst drei Konformitätsstufen: Stufe A (grundlegende Anforderungen), Stufe AA (höhere Konformität) und Stufe AAA (höchster Standard, aber nicht zwingend). Die im Jahr 2023 veröffentlichten WCAG 2.2 erweitern die bestehenden Richtlinien um neun neue Kriterien, die sich auf konsistente Hilfe, redundante Eingabe, sichtbare Fokus-Hervorhebungen, alternative Drag-and-Drop-Funktionen, Mindestzielgrößen und barrierefreie Authentifizierung konzentrieren.

Über die Autorin · Marlene Göschl

Mit der Ausbildung zum Produktmanagement und dem laufenden Studium »Produktmarketing und Projektmanagement« an der FH Wieselburg hat Marlene die idealen Voraussetzungen geschaffen, um das zu tun, was sie liebt: sich in Produkt- und Unternehmensdarstellungen hineinzudenken. Sie unterstützt uns in Sachen Content und digitalem Marketing.

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Über den Autor · Christoph Hahn

Der humorvolle Frontend-Developer Christoph setzt Screendesigns mit viel Genauigkeit und höchstem grafischen Anspruch um. Mit seiner technischen Ausbildung kümmert sich der Web Accessibility Expert (seit 2023) auch um unsere barrierefreien Web-Projekte.

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